Hat Dein Hund eine Situation, in der es ihm wahnsinnig schwer fällt, die Ruhe zu bewahren?
Dann ist dieser Text für Dich!
Egal ob Dein Hund es nicht aushält wenn Kinder rennen, er bei der Aussicht auf Futter völlig hohl dreht, ihm Autos und Mülltonnen zu viel sind oder er zu jedem Hund rennen möchte:
Wenn Du diese 5 Dinge beachtest, kannst Du ihm helfen, entspannter durchs leben zu gehen.
Um Deinem Hund zu helfen, eine herausfordernde Situation zu meistern musst Du:
Raum verwalten
Sicherheit geben
Grenzen setzen
Loslassen und vertrauen
Situation einschätzen

Raum verwalten
Das heisst: Mein Raum, meine Regeln.
Mache Dir bewusst, dass Du die Verantwortung für Deinen Hund und die Umgebung trägst. Du bist diejenige, die entscheidet, wie sich Dein Hund wo verhält und bewegen darf. Das ist eine innere Einstellung!
Meine Hündin Nayeli hatte ein Riesenproblem damit, dass die Kätzchen unserer Nachbarin plötzlich mobil wurden und unsere Terrasse unsicher machen. Für sie war es wahnsinnig schwer auszuhalten, dass die sich so unvorhersehbar bewegen, im Spiel plötzlich losrennen und allein der Geruch war einfach zu interessant.
Deshalb mache ich mir bewusst: Meine Terasse, meine Regeln.
Ich entscheide, wer sich hier wie, wo usw bewegen darf.
Das bedeutet einerseits: ich schütze die Katzen davor, gejagt zu werden, denn ich finde es ok, dass sie hier sind. Aber ich schütze genauso (!) meinen Hund davor, dass die Katzen so nahe kommen, dass er es nicht mehr aushält und einen Fehler macht.
Das lässt sich aber auch auf andere Situationen übertragen.
Dein Hund rückt Dir beim Essen vorbereiten auf die Pelle? Es ist DEINE Küche! Es ist DEINE Individualdistanz, die hier unterschritten wird.
Dein Hund flippt völlig aus, wenn Du die Leine in die Hand nimmst? Es ist DEIN Flur. Es sind DEINE Arme, die er dabei zerkratzt. Es ist DEIN Hund, dessen Herzschlag grade so in die Höhe schießt, dass das auf Dauer nicht gesund ist.
Und ja, auch der Spazierweg ist DEIN Spazierweg.
Diese Einstellung zu verinnerlichen und dann auch noch auszustrahlen braucht Zeit und Übung. Aber es lohnt sich!
Sicherheit geben
Nochmal: Du trägst die Verantwortung! Das heisst auch, dass Du Deinen Hund durch eine herausfordernde Situation begleiten musst.
Wenn Du siehst, dass die Situation für Deinen Hund schwer auszuhalten ist, gib ihm die soziale Unterstützung, die er braucht um das ganze erst auszuhalten und bestenfalls zu entspannen.
Für meine Nayeli bedeutet das zum Beispiel, sie darf in meiner Nähe sein. Ich gebe ihr immer wieder körperlich Halt, wenn sie das braucht. Ich bin ihr gegenüber wohlwollend.
Ich lasse sie spüren: Auch wenn das grade für Dich anstrengend ist- wir schaffen das gemeinsam. Und ich übe das deshalb mit Dir, weil ich will, dass Du ein besseres und entspannteres Leben
führen kannst.

Grenzen setzen
Irgendwann kommt der Punkt, an dem Du Deinem Hund auch erklären musst, was er nicht darf. Das gehört zum sozialen Miteinander einfach dazu- und alles andere wäre unfair.
Die große Frage ist immer: Wann muss ich denn eingreifen?
Beobachte die Körpersprache Deines Hundes und lerne ihn kennen! Wie sieht er aus, kurz bevor er durchstartet? Wie sieht er aus, bevor er zum Sprung ansetzt? Fiept er in einer bestimmten Tonlage, kurz bevor er es nicht mehr aushält?
Das sind Deine Korrekturmomente.
Wenn Du willst, dass Dein Hund in der Folge lernt, dass dieses Verhalten unerwünscht ist, muss Deine Korrektur so deutlich sein, dass Dein Hund sich daraufhin zurücknimmt und mit Dir in Kontakt geht.
Wenn Dein Hund weiterhin an Dir vorbei schielt und nur darauf wartet, dass Du ihm endlich aus dem Licht gehst, damit er durchstarten kann, ist die Korrektur nicht angekommen!
Wenn ich also sehe, dass Nayeli kurz davor ist einer Katze hinterherzugehen, sage ich rechtzeitig Stop. Hier ist die Grenze.
Auch wenn die Kätzchen rennen, darfst Du nicht hinterherrennen.
Das mache ich nicht erst, wenn sie schon losgespurtet ist, sondern wenn der erste Zucker der Bewegung hinterher kommt.
Es wäre weder ihr noch den Katzen gegenüber fair, sie über diese Grenze im Unklaren zu lassen und einfach zu hoffen, dass sie irgendwann entspannt ist und es sich von alleine erledigt.
Wenn ich aber merke, es wird ihr grade zu viel und sie kann das was ich von ihr erwarte grade gar nicht leisten: dann ist es an mir, die Situation zu verändern. Entweder in dem ich die Distanz vergrößere, die Katzen wegpacke, oder mit Nayeli woanders hingehe. Damit wahre ich ihre Grenze. Und die ist genauso wichtig wie meine.
Loslassen und Vertrauen
Du hast Deinem Hund erklärt, dass Du von ihm erwartest entspannt zu bleiben, obwohl er etwas anderes will?
Du hast ihm geholfen zu lernen entspannt zu bleiben, in dem Du ihm soziale Unterstützung gegeben hast und ihm erklärt hast, wo die Grenze ist?
Du merkst, eure Arbeit trägt Früchte?
DANN ist der Moment gekommen loszulassen.
Ich sitze zum Beispiel grade am Laptop und schreibe diese Zeilen, während Nayeli ohne Leine direkt neben mir liegt und die Katzen beobachtet. Und ich verlasse mich darauf, dass unsere Vorarbeit gut war und ich ihr vertrauen kann, dass sie genau da liegen bleibt.
Situation immer wieder neu einschätzen
Es läuft weiterhin gut? Du siehst Fortschritte bei Deinem Hund?
Es ist und bleibt Deine Verantwortung, dass Deiner Umgebung nichts passiert.
Schau Dir die Situation immer wieder genau an und schätze sie neu ein.
Das heisst in meinem Fall:
Da ich die Verantwortung dafür übernehme, dass die Kätzchen heil bleiben, schau ich mir die Situation nochmal genau an.
Ich habe mehrfach erlebt, dass Nayeli hinterhergeDACHT hat, aber nicht hinterherGEGANGEN ist- und das Hinterherdenken wurde zuverlässig weniger. Nayeli und die Kätzchen waren direkt neben mir schon Nase an Nase und Nayeli war neugierig, hat sobald sie angefaucht wurde aber Abstand genommen. Das heisst, sie respektiert die Grenze der Kätzchen. Außerdem weiß ich, hier gibt es genug Verstecke, in die sich die Kätzchen retten können und Nayeli kann nicht hinterher.
Und jetzt lehne ich mich entspannt in meinem Hängesessel zurück und genieße, dass ich mit Hund und Katze in Ruhe auf der Terrasse sitzen kann.
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