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Clean Feeding- wichtiger denn je

Writer: Karoline HerzogKaroline Herzog

Es ist November 2020 und Corona hat uns alle fest im Griff. In den Medien findet sich kaum ein anderes Thema, es ist Smalltalk- Thema Nummer eins. Familien sind am Limit, die Menschen spalten sich in "Querdenker" und "Schlafschafe". Die Welt steht Kopf.

Und da möchte ich über nachhaltige Hundeernährung schreiben?

Ja, das möchte ich.

Denn ich habe es satt, einfach zuzuschauen.


Ich stelle jetzt mal eine ganz Steile These auf: Wenn wir in den Themen Nachhaltigkeit, Klimakrise, Ausbeutung der Natur nicht umdenken, dann wird Corona demnächst unser kleinstes Problem sein.

Und die (Hunde-)ernährung ist in diesem Zusammenhang ein Aspekt, in dem ein Umdenken möglich und nötig ist.


In Deutschland gibt es aktuell ca 10 Millionen Hunde. Das ist immerhin ein knappes achtel der menschlichen Bevölkerung.

Wir alle wissen, das Fleischkonsum einen Einfluss aufs Klima hat.

Wir wissen, dass die Art und Weise, wie wir Nutztiere halten "auf keine Kuhhaut" geht.

Wie können wir uns dann hinstellen und so tun, als hätte die Art und Weise, wie wir die 10 Millionen Hunde allein in Deutschland ernähren, keinen Einfluss auf Klima und die Bedingungen in der Nutztierhaltung?

Es hat einen Einfluss. Wir haben Einfluss. Alle gemeinsam.

Deshalb werde ich Dir 3 Möglichkeiten vorstellen, was Du tun kannst, um etwas zu verändern!


Ich schreibe im Folgenden vor allem über Frischfütterung. Aber es ist durchaus auch möglich, diese Prinzipien auf Fertigfutter anzuwenden oder durch eine Mischfütterung die Ökobilanz des Futters zu verbessern.

Außerdem trifft das, was ich schreibe, erstmal auf gesunde Hunde zu! Grade bei kranken Hunden hat die Fütterung natürlich zusätzlich einen großen Einfluss auf die Gesundheit. Bitte lasse Dich in so einem Fall gezielt beraten!





Was kannst Du konkret tun, um durch ein Umdenken bei der Fütterung den ökologischen Fußabdruck Deines Hundes zu verbessern?


1. Dich dem Trend von "möglichst hoher Fleischanteil im Futter" widersetzen.

Ja, der Hund stammt vom Wolf ab. Ja, der Wolf ernährt sich hauptsächlich von Fleisch. Und ja, der Hund kann das auch.

Aber: Die Vorfahren unserer Hunde begleiten uns schon seit ca 30000 Jahren und haben so die ganze Entwicklung des Menschen vom Jäger und Sammler zum Lebensmittelanbau mit durchlebt. Und so hat sich auch ihr Verdauungstrakt, genau wie der unsere an die veränderte Ernährung angepasst. Und so sind Hunde, genau wie wir Menschen, in der Lage, Energie aus Kohlehydraten zu gewinnen. Und es ist möglich, Hunde mit Hilfe von Kohlehydraten so zu ernähren, dass es ihnen gut geht. Sie müssen nicht ihre gesamt Energie aus Fleisch beziehen.

Der wichtigste Faktor, warum wir unsere Hunde mit Fleisch ernähren, sind die Proteine. Die Aminosäuren (die Bausteine der Proteine) in tierischen Nahrungsmitteln sind unseren am ähnlichsten, weshalb wir und unsere Hunde tierische Aminosäuren besser verwerten können, als pflanzliche.

Wohlgemerkt: Ich rede von Lebensmitteln tierischen Ursprungs, nicht von Fleisch. Das heisst, dass es möglich ist, einen Teil des nötigen Fleischanteils auch durch andere tierische Produkte wie Quark, Hüttenkäse, oder Eier zu ersetzen. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Genau wie wir sind Hunde dazu in der Lage, Proteine aus pflanzlichen Lebensmitteln zu gewinnen. Sofern der Hund es verträgt, kann eine Ration also auch mal Hülsenfrüchte statt Fleisch enthalten.

Ganz konkret: Laut Clean Feeding ist es für die meisten Hunde ausreichend eine frische Ration mit 50% Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs und 50% pflanzlichen Ursprungs (25% Obst/Gemüse, 25% Kohlehydrate) zu gestalten. Beim B.A.R.F sind es im Vergleich 70% Nahrungsmittel tierischen Ursprungs.

Das macht für die Ökobilanz des Futters schon einen beachtlichen Unterschied.

Wenn Du Dich nun also nicht selbst ausschließlich "Paleo" ernährst, gibt es wenig stichhaltige Gründe, warum du Deinen Hund ernähren solltest, als sei er ein Wolf.


2. Darauf achten, welches Fleisch Du fütterst und wie die Tiere gehalten wurden

Ja, Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ist teuer. Aber auch gesünder.

Ich denke der Grund, warum die meisten Menschen darauf achten, ihrem Hund ein Futter mit möglichst hohem Fleischanteil zu füttern, ist der Wunsch, ihren Hund möglichst gesund zu ernähren. Wenn dieses Fleisch aber aus Massentierhaltung stammt enthält es in der Regel Rückstände von Hormonen und Medikamenten. Zumal ist nachgewiesen, dass sich durch die Massentierhaltung das Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3 Säuren im Fleisch so ungünstig verändert hat, dass der Verzehr entzündliche Vorgänge im Körper begünstigen kann.

Anders ist es bei Fleisch aus Weidehaltung oder bei Wildfleisch.

Also ist es grade für die Gesundheit unserer Hunde (und unsere eigene) wichtig, Fleisch aus artgerechter Haltung zu füttern.

Wer sich außerdem für Bio-Fleisch entscheidet stellt zudem sicher, dass der Landwirt, der die Tiere hält, genug Flächen besitzt um sein Futter selbst herzustellen. Dadurch wird verhindert, dass Unmengen Soja, der möglicherweise in Monokulturen auf abgeholzten Tropenwaldflächen angebaut wurde, zugefüttert wird.

Eine weitere Alternative ist übrigens, Futter mit Insektenprotein zu füttern. Grade, wenn Du Dir Bio-Fleisch nicht leisten kannst und trotzdem etwas verändern möchtest, schau dich um: Es gibt eine wachsende Auswahl an Futtern, die Insekten als Haupt- Proteinquelle enthalten. Und es gibt auch gute vegetarische Hundefutter, die als Abwechslung und Ergänzung zu anderen die Ökobilanz verbessern können.


Noch einmal: ja, solches Fleisch ist teuer. Und grade deshalb denke ich, geht Qualität hier über Quantität. Weniger Fleisch, dafür solches, dass gesünder ist: für unsere Hunde und für die Tiere, die wir ihnen füttern.


3. "Reste" verwerten

Laut einer WWF-Studie von 2018 landen in Deutschland pro Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel einfach in der Tonne. Vieles davon lässt sich nicht "retten" ohne sich strafbar zu machen. Aber einiges schon. Und selbst, wenn wir es selbst vielleicht nicht mehr verwerten können, unsere Hunde manchmal schon noch.

Hunde waren von jeher die Resteverwerter des Menschen. Anders hätten sie uns nie so lange begleiten können, sogar durch Zeiten, wo das Essen kaum für die Menschen gereicht hat. Selbst unsere (und andere) Fäkalien "bereichern" bis heute den Speiseplan vieler Freilebender Hunde (und wessen Vierbeiner hat sich nicht schon genüsslich über Katzenkot oder Pferdeäpfel hergemacht).

Das haben Hunde in unserer Überflussgesellschaft natürlich nicht nötig. Aber wenn sie uns dabei unterstützen können, unsere eigene Lebensmittelverschwendung runterzufahren, finde ich das eine gute Sache.

Für alle, die die Rationen ihrer Hunde selbst gestalten, ist es natürlich besonders einfach, die folgenden Tips umzusetzen, aber auch Hunde die mit Fertigfutter gefüttert werden freuen sich über die Abwechslung im Napf.

Sicher ist es immer am sinnvollsten, wenn wir unsere Essensreste selbst essen.

Aber ich weiß nicht wie es euch geht- oft bleibt eben trotzdem was übrig. Kartoffelbrei oder Nudeln, die wir nicht mehr schaffen, aber bis zum nächsten Tag kippen würden landen als Kohlehydrat- Ration im Napf. Das Schulbrot, dass keinen Abnehmer gefunden hat und am Abend trocken in der Brotdose rumdümpelt ebenso. Die 2 Esslöffel Möhrengemüse vom Mittagessen, die es sich einfach nicht lohnt aufzuheben, ergänzen die Gemüseration. Und selbst ein vertrocknetes Stück Pizza oder ein Rest Döner hat noch keinem Hund nachhaltig geschadet.

Aber bitte, einfach damit ich es dazugesagt habe: setzt euren gesunden Menschenverstand ein und setzt euch damit auseinander, welche Lebensmittel (in welchen Mengen) euren Hunden Schaden zufügen könnten (z.B. Schokolade, Zwiebeln und Knoblauch, Xylit (!)).

Weiter Möglichkeiten, die Ration im Hundenapf nachhaltiger und günstiger zu gestalten:

  • Fragt auf dem Wochenmarkt oder dem Bioladen eures Vertrauens nach Gemüse/Obst, das nicht mehr verkauft werden kann. Das wirkt natürlich besser, wenn ihr dort selbst regelmäßig einkauft. Aber einen Versuch ist es wert.

  • Kleine Geflügelhöfe müssen oft Unmengen an "Resten" einfach wegschmeißen, vor allem Karkassen, Hühnerköpfe und Hühnerfüße. Die Karkassen sind ein wunderbarer Kalziumlieferant (immer mit genug "drumherum" füttern) und auch Köpfe und Füße werden als kleiner Kausnack gerne gefressen.

  • Fragt beim Jäger eures Vertrauens. Auch da könnt ihr vielleicht Innereien, Ohren und ähnliches günstig oder geschenkt erhalten.

  • Wenn ihr jemanden kennt, der noch selber schlachtet, fragt nach Pansen, Innereien, Ohren u.ä..

  • Schaut im Supermarkt nach runtergesetzen Milchprodukten und ergänzt damit die Rationen eurer Hunde.


Diese Liste ist sicher nicht vollständig. Habt ihr noch weiter Ideen oder gute Erfahrungen gemacht? Dann lasst gerne einen Kommentar da. Gemeinsam sind wir stark gegen Lebensmittelverschwendung!🙂


Machen wir es uns bewusst: Hundehaltung ist Luxus! Ein Luxus, auf den ich nicht verzichten möchte, da Hundehaltung eben auch so viel mehr ist als das. Aber umso wichtiger ist es, dass wir, Du und ich, uns bemühen, die Ökobilanz unserer Hundehaltung zu verbessern und so grade in diesen verrückten Zeiten einen kleine Teil gegen die Ursachen zu beizutragen!


Wenn Du dann nebenbei auch noch dein Ess-Verhalten nachhaltiger gestaltest.... dann war das natürlich nicht gewollt sondern ist reiner Zufall. ;)



Du möchtest noch mehr über Clean Feeding erfahren?

Dann empfehle ich Dir das wunderbare Buch von Anke Jobi "Clean Feeding" oder ihren Blog https://clean-feeding.de.

Ich bin übrigens grade in der Ausbildung zur Clean-Feeding Ernährungberaterin und kann demnächst auch persönlich weiterhelfen :)

 
 
 

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