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Writer's pictureKaroline Herzog

Kampfschmuser und Familienhund oder gefährliche Killerbestie?

Kaum eine Hundegruppe ist so umstritten, wie die sogenannten Kampfhunde, Listenhunde, Kategoriehunde. 

Und bei kaum einem dieser Listenhunde entbrennen die Gemüter mehr, als beim Pitbull Terrier.



Die einen lieben ihn und können seine Eigenschaft als perfekter Familienhund gar nicht genug lobpreisen. Die anderen fürchten ihn und würden ihn am liebsten ein für alle Mal verbieten.


Als mir eine Freundin folgende Geschichte erzählte, lief es mir heiß und kalt den Rücken runter.


Es ging dabei um einen jungen Hund, der einem 16-jährigen Mädchen gehört.

Sie zeigte mir ein Bild. Meine erste Reaktion: Das ist ja ein Pitbull!

Meine Freundin erzählte, wie sie bei Freunden im Garten war- dort war auch das junge Mädchen mit ihrem Hund. Dabei waren einige Kinder der Familie. 

Dieser Hund kam immer wieder aufdringlich den Menschen zu Nahe, versuchte, Essen aus den Händen der Kinder zu klauen, rannte den spielenden Kindern hinterher und versuchte in die Hacken zu zwicken. Meine Freundin, die sehr viel Hundeverstand besitzt, versuchte mehrfach den Hund ruhig auf Abstand zu halten. Der Hund lies sich aber kaum beirren. Später „spielte" er mit dem Hund meiner Freundin- wurde immer doller und fand einfach kein Ende.


All diese Dinge für sich genommen klingen nicht weiter tragisch. 


Wenn ich aber bedenke, dass dieser Hund erst 10 Monate alt ist und dass seine Besitzerin all diese „Ungezogenheiten“ ihres Hundes mit einem Lachen und Schulterzucken abtut, es zum Teil noch lustig findet und keinerlei Veranlassung sieht einzugreifen - dann bekomme ich dabei Bauchschmerzen.


Versteht mich nicht falsch. Ich habe überhaupt nichts gegen Pitbulls. In den richtigen Händen sind sie ganz wunderbare Hunde. Dennoch bringen sie- wie jede andere Rasse auch- ein genetisches Potential mit, dass von Welpenbeinen an in die richtigen Bahnen geleitet werden muss. 


Was genau ist es denn jetzt, das ein American Pitbull Terrier so mitbringt? Wozu wurde er gezüchtet und wie sind die Verhaltensweisen zu bewerten? Sein Name gibt schon einige Hinweise auf seine Herkunft.


Wir fangen von hinten an.

Der Pitbull ist nach seiner Abstammung ein TERRIER. Terrier sind Jagdhunde und wurden gemeinhin dafür gezüchtet, Wild anzugreifen, dass sehr viel größer ist als sie und trotz eigener Verletzungen nicht aufzugeben. Sie sind furchtlos, gewollt größenwahnsinnig und starrköpfig. Eine weiter Besonderheit die allen Terriern gemeinsam ist: bei ihnen sind Jagdverhalten und Aggressionsverhalten vermischt worden um zu erreichen, dass sie bei Gegenwehr nicht aufgeben, sonder regelrecht wütend weiter auf die Beute losgehen.

Auch neigen Terrier dazu stark auf Bewegungsreize zu reagieren und schnell zu verallgemeinern, was man denn so jagen kann. Erst Hase, dann Ball, Stöckchen- plötzlich Fahrradfahrer, Jogger und wenn es richtig schlimm kommt: Kind.


Das -BULL in Pitbull zeigt, dass es sich hier um eine Rasse handelt, die von den sogenannten Bullenbeißern abstammt. Sie waren darauf spezialisiert, hochzuspringen und die Bullen in der Nase zu packen und festzuhalten, um den Metzgern zu Helfen.

Die Einkreuzung von Terriern sollte diese Hund noch wendiger, agiler und schärfer machen.


PIT ist nun das englische Wort für Kampfring.

Der Pitbull ist also tatsächlich für Hundekämpfe gezüchtet worden. Dabei wurde penibel darauf geachtet, dass sie zu Menschen uneingeschränkt freundlich waren, denn die Besitzer der Hunde mussten in den Hundekampf eingreifen können um ihren Hund herauszuholen, ohne selber verletzt zu werden. Auch lebten diese Hunde außerhalb der Kämpfe in der Familie und sollten natürlich da sanft zu den Kindern und zT anderen Haustieren sein.

Hunde, die diese Voraussetzung nicht erfüllten wurden rigoros aussortiert und „entsorgt“. 

Ihr könnt euch außerdem vorstellen, dass die Halter dieser Hunde Menschen waren, die ihre Hunden gegenüber sehr klar kommunizierten und nicht mit Wattebäuschen um sich warfen. Das trug seinen Teil dazu bei, dass diese Hunde völlig zu recht als wunderbare Familienhunde galten und gelten (z.B. in England).

Es gibt nur ein Problem. Durch den gesellschaftlichen Wandel ist die Praxis Hunde derart rigoros auszusortieren und mehr als deutlich in ihre Schranken zu weisen inakzeptabel geworden. Völlig richtig- jedoch gelangen dadurch Hunde in die Zucht, die nicht mehr sauber Menschen gegenüber sind. 


Und so kommt es zu einer gefährlichen Mischung. Ein Hund, der nicht mehr wie seine Vorfahren absolut lammfromm seinen Menschen gegenüber ist gerät in die Hände eines Menschen, der nicht durch natürliche Ruhe und Autorität und einem guten Bewusstsein für das Potential seinen Hundes diesem von vornherein seine Grenzen aufzeigt. 


Und jetzt schauen wir wieder auf die Verhaltensweisen von oben.

  • Der Hund ist Menschen gegenüber distanzlos und lässt sich nur schwer in seiner Bewegung einschränken.

  • Er ist völlig überdreht, kommt nicht zur Ruhe.

  • Er klaut Kindern Essen aus der Hand und hat keinerlei Respekt vor ihnen.

  • Er reagiert auf den Bewegungsreiz „rennendes Kind“ damit, hinterherzurennen und in die Waden zu zwicken.


Nun ist dieser Hund erst 10 Monate alt und hat sein volles Potential noch gar nicht entfaltet. Er müsste jetzt von seiner Besitzerin lernen, dass all diese Verhaltensweisen absolut unerwünscht und inakzeptabel sind. Er bräuchte Hilfe dabei zur Ruhe zu kommen und müsste lernen sich zurückzunehmen, nicht jedem Reiz gleich nachzugehen. 

Das passiert aber nicht.


Versteht ihr jetzt, wieso es mir bei dieser Erzählung heiß und kalt den Rücken runterläuft?


Ist so ein Verhalten nur bei einem Pitbull problematisch? Definitiv NEIN! Auch ein anderer Hund, vor allem in dieser Größenkategorie, der ähnliches Verhalten in dieser Intensität zeigt KANN gefährlich für seine Umwelt werden. 

Und damit sind wir doch wieder am eigentlichen Problem. 

Egal welche Rasse oder welcher Hundetyp gehört in die Hände einer/s Halter*in, der sein (genetisches und/oder individuelles) Potential erkennt und händeln kann!



P.S.:Der Pitbull ist in Bayern ein sogenannter Hund der Kategorie 1 und darf hier nicht gehalten werden. Der Hund in der Geschichte war nur zu Besuch- das ist erlaubt.

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